Germanwings - oder die Masse machts
Ich dachte eigentlich, die mediale Ausschlachtung nach dem Unglück bei der Loveparade in Duisburg wäre nicht mehr zu toppen. Weit gefehlt, nach oben ist noch Luft.
Der Absturz der Germanwingsmaschine letzte Woche war mehr als ein großes Unglück. 149 unbekannte Menschen mit in den Tod zu nehmen, weil man des Lebens müde ist, kann das Hirn eines Hinterbliebenen nicht rational begreifen. Wie ein Betroffener das Unfassbare zu verarbeiten hat, kann ihm keiner vorschreiben. Es kann nur Hilfe dabei geleistet werden. Die Möglichkeit umgehend die Absturzstelle zu besuchen, ist hierbei nur ein Glanzstück der ab und an funktionierenden unbürokratischen Hilfe.
Peinlich, bis hin zur Abscheulichkeit, ist aber die mediale Landschaft. Nicht ein Fernsehsender der nicht berichtete. Egal ob es neue Erkenntnisse gab oder nicht. Keine Talkshow kannte ein anderes Thema und in den sozialen Medien erhielt jeder noch so kleine Beitrag die Überschrift "Eilmeldung". Von den Printmedien ganz zu schweigen.
Das Leben des Copiloten liegt fast in Einzelheiten ausgebreitet vor uns, Spekulationen ohne Ende. Kein Maß, keine Fakten, egal. Die Politik reagiert prompt. Im Rudel zur Unglücksstelle, im Rudel nach Gesetzesänderungen rufen. Solch ein Unglück gehört verboten, wie auch immer.
Wäre da eben nicht der Faktor Mensch. Im Zweifel immer noch ein wenig unberechenbar.
Jetzt ist es ja nicht so, dass Flugzeuge regelmäßig in den Abgrund manövriert werden. Der Pilot möchte meist, wie auch die Fluggäste, lebend einen Flughafen erreichen.
Ein Unglück bedeutet nicht automatisch Regelmäßigkeit.
Es ist die Masse. Mehr als 50 deutsche Opfer, da muss was getan werden, das schreit nach Aktionismus. Durchdacht oder erdacht, egal. Prompte Hilfe inklusive.
Die schnelle Hilfe für Hinterbliebene scheint das einzig Positive an solch einem kollektiven Trauma.
Schnelle Hilfe gibt es sonst sehr selten. Wartezeiten von mehr als 12 Monaten beim Therapeuten, eher die Regel, denn die Ausnahme. Einzelschicksal eben. Das Individuum zählt nicht. Ab wie viel Menschen greift die schnelle Hilfe? Ab 50 oder ab 100?
Schnelle Hilfe gibt es sonst sehr selten. Wartezeiten von mehr als 12 Monaten beim Therapeuten, eher die Regel, denn die Ausnahme. Einzelschicksal eben. Das Individuum zählt nicht. Ab wie viel Menschen greift die schnelle Hilfe? Ab 50 oder ab 100?
Die letzte Woche brachte viel Traurigkeit. Eine Freundin erlitt eine Fehlgeburt. Im Krankenhaus gibt es therapeutische Betreuung, wie ich erfahren konnte. Immerhin.
Ein Lieblingshandwerker schied aus dem Leben, freiwillig. Hinterbliebene? Ja, Familie und Angestellte. Da kommt keiner und hilft. Der Angestellte, welcher seinen Chef morgens tot aufgefunden hat, irrte die Tage darauf mit der Todesanzeige aus der Zeitung zum Arbeitsamt. Das Amt kratzt sich derweil am Kopf. Wie damit umgehen? Kommt ja nicht so oft vor, so ein Fall.
Wo bleibt sie hier, die unbürokratische Hilfe? Wo die psychologische Betreuung? Ein Fall für die Warteliste. Die Regel, nicht die Ausnahme.
Wo bleibt sie hier, die unbürokratische Hilfe? Wo die psychologische Betreuung? Ein Fall für die Warteliste. Die Regel, nicht die Ausnahme.
Kommentare
LG
Astrid
Liebe Grüße von Heike
und wie man diesen armen Menschen jetzt analysiert, das schreit zum Himmel. Schlimm, was er getan hat....aber er war ein Mensch, wie wir alle....
Mein langer Text ist weg, weil ich erst geschrieben und mich dann erst angemeldet habe - ich komme später noch mal vorbei - Monika